Wenn Sie eine Segelyacht oder Motoryacht kaufen…

Sachverständige
Der Begriff “Sachverständiger” ist nicht geschützt. Jeder der über fachmännisches Wissen in einem Bereich verfügt, kann sich Sachverständiger nennen. Es gibt jedoch Verbände und Organisationen, die eigenständig Sachverständige auf deren fachliche Kompetenz prüfen, zertifizieren bzw. öffentlich bestellen. In der Regel zahlen die Sachverständigen Mitgliedsbeiträge an die entsprechenden Organisationen. Empfehlenswert ist es, sich Lebenslauf und Referenzen eines Sachverständigen geben zu lassen und nach beruflicher Erfahrung zu urteilen.Fragen Sie auch, wieviel Gutachten jemand im Monat macht. Sachverständige mit einer hohen Anzahl an Gutachten haben Routine in Begutachtungen und haben schon viel gesehen und erlebt. Häufig können sie sehr schnell und gezielt Mängel finden.

Warum Sie ein Kauf-/Wertgutachten beim Bootskauf in Erwägung ziehen sollten:
Wenn Sie sich zum Kauf einer Yacht entschieden haben, Sie sich bereits ausgiebig über einen Yachttyp informiert und bereits ein passendes Objekt gefunden haben, ist es immer ratsam, Ihr Wunschobjekt noch einmal durch einen Dritten begutachten zu lassen. Gerade der objektive Blick einer unabhängigen Person trägt unter Umständen dazu bei, finanzielle Verluste zu vermeiden. Der Wunsch nach einer neuen Yacht kann den objektiven Blick leicht verstellen. Kleine Mängel, die durch den Verkäufer als unproblematisch dargestellt werden, können sich später als sehr kostenintensiv herausstellen. Durch unsere Begutachtung werden Mängel dokumentiert und Sie erhalten nochmal einen anderen Blick auf Ihre Wunschyacht. Als Grundlage eines solchen Gespräches trägt ein Gutachten zudem dazu bei, ein einheitliches Bild über den Zustand der Yacht zu haben und ein klares Verhältnis zwischen Käufer und Verkäufer herzustellen.

Ein Kaufgutachten umfasst eine eingehende und umfassende Begutachtung des Bootes im Hinblick auf dessen Zustand. Neben der allgemeinen Begutachtung von Rumpf, Deck, Aufbau sowie Einrichtung in Bezug auf generelle Mängel und Schäden, wird das Boot auch auf Fahrtüchtigkeit und Sicherheit geprüft. Ein Wertgutachten beinhaltet darüber hinaus noch eine Bewertung des Bootes. Diese erfolgt anhand einer Marktrecherche sowie auf Grundlage eines Mängelberichts, welcher eine kostenbasierte Kalkulation von Aufwand und Umfang der notwendigen Reparaturleistungen beinhaltet. Ein Wertgutachten wird oftmals von Versicherungen wie auch Banken für die Finanzierung einer Yacht verlangt. Die vor Ort Begutachtung ist Grundlage für das anschließende schriftliche Gutachten, das die Ergebnisse der Begutachtung schriftlich ausarbeitet und anhand von Fotos dokumentiert.

Worauf Sie bei der ersten Besichtigung achten sollten:
Für eine eingehende und umfangreiche Begutachtung empfiehlt es sich, die Begutachtung eines Bootes durch einen Gutachter vornehmen zu lassen, wenn das Boot an Land steht. Nur so kann der Rumpf genau begutachtet und die Kiel-Rumpfverbindung bei GFK-Yachten, die Plankennähte bei Holzbooten oder die Oberfläche bei Stahlschiffen überprüft werden. Des Weiteren können nur so Teile wie Zinkanoden das Ruder oder die Manschette um das Saildrive sowie der Propeller und die Borddurchlässe begutachtet werden. Bei GFK Yachten sollte man sich immer den Kiel ansehen, sowie die Verbindungsnaht zwischen Rumpf und Kiel, die Kielbolzen sowie die umgebende Bodengruppe. Ist eine Yacht bei Fahrt auf Grund gelaufen erkennt man hier schnell Spuren von Rissen oder Wasserspuren. Bei Holzschiffen ist der Bereich in und um die Bilgen sowie die Nähte der Planken wichtig zu prüfen. Häufig sammelt sich Schmutz in den Ecken und Feuchtigkeit kann nicht abfließen, was das Holz angreift und in der Summe zu Fäulnissbildung führt. Stahlyachten sind dagegen sehr anfällig für Schwitzwasser, das an der Bordwand von innen in die Bilge läuft, und sich in Ecken und Kanten sammelt, was schnell zu Korrosion führen kann.

Sehen Sie sich wenn möglich alle Bereiche des Bootes, Innen wie auch Außen, an. Ihr Augenmerk sollte dabei auf sichtbaren Beschädigungen liegen. Neben der Begutachtung von Rumpf, Deck, Aufbau, Decksanbauteile, Mast und Rigg sowie Einrichtung in Bezug auf generelle Mängel und Schäden, sollten Sie das Boot auch auf Fahrtüchtigkeit und Sicherheit prüfen. Fragen, die Sie stellen sollten: Ist der Rumpf glatt und einheitlich oder weist er Risse im Gelcoat oder GFK auf bzw. sind Planken aufgegangen? Gibt es Anzeichen von Osmose? Ist das Deck dicht und trocken oder zeigen sich feuchte Stellen? Sind die Nähte (Sikaflex) im Teak, an Übergängen zu Aufbauten sowie an Fensterrahmen intakt? Riecht das Boot unter Deck muffig und sind die Polster spakig? Es sollte auch immer ein Blick in geschlossene oder schwerer zugängliche Bereiche wie Schränke sowie insbesondere in die Bilgen geworfen werden, um Anzeichen von Nässe oder eine Ansammlung von Wasser zu erkennen. Als nächstes sollten Sie das Boot auf Sicherheit und Fahrtüchtigkeit überprüfen. Sind Reling, Relingstützen, Bug- und Heckkorb ausreichend verankert und Winschen und Winschböcke gut befestigt? Schauen Sie sich dazu auch die Verschraubungen der Decksbeschläge unter Deck an. Sind die Schrauben fest und sind Spuren von Wasser zu erkennen? Des Weiteren sollten Sie sich anschauen, ob Schläuche, Rohrleitungen und Kabel sauber verlegt sind. Und wie steht es um die Sicherheitsaurüstung an Bord?

Das beste Mittel sind immer noch die Augen. Eine zusätzliche Feuchtemessung bietet sich jedoch bei Holzschiffen an, um zu sehen, ob das Schiff im Kern feucht ist oder ob nur im Bilgebereich etwas Wasser steht. Bei Kunststoff Yachten ist eine kurze Feuchtigkeitsüberprüfung ebenfalls ratsam, um ein Gefühl dafür zu bekommen ob evtl. wider Erwarten eine Gefährdung durch Osmose vorliegt. Das Ergebnis einer Feuchtemessung sagt immer auch etwas über den Pflegezustand der Yacht aus. Des Weiteren empfiehlt sich auch eine Inspektion mit einem Endoskop, mithilfe dessen man uneinsichtige Bereiche wie z.B. unter den Tanks einsehen kann, wo sich häufig Schmutz und Feuchtigkeit ansammelt. Auch im Bereich der Maschine oder hinter Möbeln und Wegerung eignet sich ein Endoskop, um einen Eindruck vom Gesamtzustand des Bootes zu erhalten.

Lassen Sie sich auch Dokumente zum Boot zeigen, wie Eigentums- und Versicherungsnachweise, Rechnungen über Werftarbeiten und Reparaturen wie auch Handbücher, welche die Rechtmäßigkeit wie auch eine ausreichende Wartung des Bootes belegen. Die Nachweise sollten zum tatsächlichen Zustand des Bootes ebenso passen wie zum Verkaufsexposé.

Zweite Besichtigung und Probefahrt:
Eine zweite Besichtigung mit Probefahrt sollten Sie unbedingt durchführen, um nicht nur die Fahr- oder Segeleigenschaften des Bootes zu testen, sondern auch die Funktionstüchtigkeit von technischen Systemen wie Motor, elektrische Bilgenpumpen, Fäkalientanksystem und WC-Spülung, Lichter und Lampen, zu überprüfen. Lassen sich die Gänge leicht schalten, reagiert der Motor schnell? Verliert der Motor Flüssigkeit? Macht das Boot Wasser beim Fahren? Funktionieren Positionlichter, Lampen etc.? Bei einem Segelboot sollte Wert darauf gelegt werden, die Führung der Schoten, Fallen und Segel zu prüfen und bei einem Probetörn auch selbst Hand an zu legen. Letztlich sollte das Boot Ihren Vorstellungen entsprechen und Sie Freude am Fahren haben.

Kaufabwicklung:
Verkaufspreise sind Verhandlungspreise. Auf Grundlage einer eingehenden Begutachtung des Bootes und den festgestellten Mängeln oder Schäden lassen sich Verkaufsgespräche fundiert führen. Aufwendungen für notwendige Reparaturen oder Beseitigung von Mängeln können und sollten kalkuliert und die Kosten mit in die Verhandlungen eingebracht werden.

Anmelden und Registieren:
Lassen Sie sich beim Kauf alle Dokumente zum Boot geben. Nachdem Sie das Boot gekauft haben, müssen Sie die Papiere (Bootszeugnis) auf sich umschreiben bzw. bei einem Neubau das Boot anmelden. Sollten Funkgeräte, Epirb Bojen und Satellitentelefonanlagen an Bord sein, müssen diese ebenfalls umgeschrieben bzw. angemeldet werden. Das Ummelden Ihrer Yacht wird in der Regel von länderspezifischen Flaggenregistern durchgeführt. In Bezug auf die Versicherung lassen Sie sich am Besten verschiedene Angebote geben, um Preise vergleichen zu können. Die Anmeldung bei einer Versicherung wird in der Regel zügig durchgeführt.